Rock this bitch


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Abgeschickt von Nicht der Hanno am 06 Juni, 2005 um 23:57:46:

Eine eher glückliche -für den Mann am Klavier wohl eher unglückliche- Fügung brachte mich in die überaus glückliche Situation einen der, viel zu wenigen, Ben Folds-Konzerte in good old Europe beiwohnen zu dürfen.

Zur Vorgeschichte: Aus welchen Gründen auch immer, hatte ich letztes Jahr verpennt, dass der gute Ben sich nach 5 Jahren Deutschland-Abstinenz mal wieder auf einer kleineren Europa-Tournee befand, wohl aber nicht eines meiner lieben, im Besitz von 4, eben für eines dieser Konzerte vorgesehenen, Karten befindlichen, Brüderchen, welchen ich vor geraumster Zeit auf eben jene äußerst feine Musik gebracht habe, auf die mich dankenswerterweise vor nunmehr 6-7 Jahren ein gewisser, leider viel zu wenig in letzter Zeit greifbarer, H.S. aus T. gebracht hat. Leider hatte besagtes Brüderchen bei der Kartenreservierung aber, warum auch immer, zu spät an meine Wenigkeit gedacht, folglich wäre im Normfall das Thema Ben Folds erstmal bis auf weiteres für mich erledigt gewesen, ja wenn denn nicht das eingetreten wäre, was man eigentlich keinem Menschen -einem fähigen Musiker im speziellen- wirklich wünscht, sprich der gute Ben hatte sich eine ordentliche Bronchitis zugezogen (Ben Folds: "the real reason i could not perform in germany this time was because i haven't learned to speak german fluently yet. and that also explains why i couldn't play the UK. my english is also shit."), aber mir wieder ganz neue Möglichkeiten eröffnete, sprich ich dann doch noch eine der begehrten Karten für den letzten, bereits ausverkauften, Deutschland-Auftritt von Ben Folds und Konsorten in Köln am 5.6. bekommen konnte. Weihnachten, Ostern, und Geburtstag zusammen waren also perfekt, yeah! :)))

Von da an herrschte die Devise Warten, Warten, Warten, welche aber dann Ende April/Anfang Mai, Gott sei Dank, etwas aufgelockert wurde, als das neueste Ben Folds-Werk "Songs for Silverman" veröffentlicht wurde, über das ich, im Vergleich zu den vorherigen Platten, bis gestern eher ein klein wenig entäuscht war, welches sich aber live weitaus besser entfalten konnte als gedacht -later more.

Urplötzlich war nach der langen Warterei dann doch noch irgendwann just jenes Wochenende angebrochen, auf das man sich so lange gefreut hatte, sprich es ging endlich, im Kreise einer durchaus noch halbwegs rüstigen Anfang 40er-Riege, auf nach Köln. Als des bayrischer Fahrassistent ("Bittäh jätzt rrrrechtss obbiiegen!!!") des kubanischen Nachbarns meines Bruders uns zu unserem Ziel (Live Music Hall) geleitet hatte, dachte ich zunächst, dass der gute ausländische, und doch angeblich ortkundige, Bayernmensch sich etwas vertan hatte. Es empfing einen eine Mischung aus Industriehallenbrache, abrissreifen, ziemlich heruntergekommenen, Gebäuden, mit Kiddies, die recht authentisch Ghetto-alike sich davor tummelten, enge, kleine, übelst asphaltierte Straßen, direkt daneben aber fix hochgezogene mehrstöckige, moderne Bauten und von außen recht interessant anmutende, modern gestalltete, (Tanz-)Kneipen in restaurierten Gebäuden aus der Zeit der letzten Jahrhundertwende. Sowas nennt man dann wohl Szene-Landschaft, keine Ahnung! :) Nachdem wir irgendwann mal dann doch noch einen Parkplatz in einer der Seitenstraßen ergattert hatten, ging es zunächst zum lustigen "In die Schlange"-Anstellen, was sich, da wir halbwegs zeitig losgefahren sind, etwa über eine Stunde zunächst hinzog und nur kurz u.a. von einem gewissen Herrn Ben Folds unterbrochen wurde, für den sich das große Eingangstor öffnete und die Schlange Platz machen musste, da der gute Mann -ich stand quasi direkt neben ihm, als er rausfuhr und war dementsprechend baff im ersten Moment- wohl noch etwas happern und sich ausruhen wollte. Nachdem man dann doch irgendwann noch mal eingelassen wurde, ging in der recht überschaubaren Konzerthalle -Größen-technisch in etwa so wie das ehemalige Outpost in Göttingen, sprich ein paar hundert Leute gingen wohl in etwa rein- das Warten zunächst wieder für eine Stunde weiter, dank unserer zeitigen Anreise aber ziemlich weit vorne, sprich die Bühne (Klavier, Schlagzeug, 2 Bass-Gitarren -that's all) war doch recht gut einsehbar. Nachdem es sich dann irgendwann halbwegs gefüllt und geordnet hatte, ging es zunächst mit der Vorband Clem Snide los, bei der es sich aber bei dieser Veranstalltung um eine reine One-Man-Show von Frontmann Eef Barzelay handelte, welcher lediglich mit einer Gitarre bewaffnet, die Menge etwas einstimmte. Die Musikrichtung könnte man wohl am "treffensten" als Emo-Rock bezeichnen, etwas textlastig, aber durchaus auch recht witzig und intelligent gemacht, mit einer relativ markanten Stimme, die mich im ersten Moment sehr an den Sänger von der kanadischen Band Weakerthans erinnert hat, falls das jemandem hier was sagt. Danach -der Uhrzeiger bewegte sich schon bedenklich Richtung 9- war dann wieder eine knappe halbe Stunde Warten angesagt, bis es dann endlich, endlich ans wirklich Eingemachte ging, sprich der Meister samt Gefolge, unter tosendem Applaus des bereits leicht Schweiß-verzierten Publikums, die Bühne betrat. Im ersten Teil gab es zunächst eine Mischung aus Stücken der letzten beiden Alben, welche in gewohnt routinierter Ben Folds-Manier dargeboten wurden. Gerade die Songs der aktuellen Platte kamen durch ihre Live-Präsenz aber deutlich besser rüber, als ich sie von der Platte her in Erinnerung hatte, wohl auch dank der anwesenden "zusätzlichen" Musiker, bei denen gerade der Mann an den Drums, später aber auch der Bassist, eine wirkliche Überraschung darstellte, da er wirklich richtig, richtig gut sein Handwerk beherrschte und an manchen Stellen sogar das Wirken des Mannes am Klavier ein klein wenig in den Schatten stellte, zumindest war das mein subjektiver Eindruck. Nachdem der erste Teil vollbracht war, sich bereits ein leichtes Rauschen auf die Ohrmuscheln legte und die Füße sich von dem Gestehe langsam etwas auflösten, wurde es dann endlich richtig, richtig interessant, sprich es gab endlich ältere Stücke von den ersten 3 Platten -teils solo vorgetragen, teils mit Gefolge-, bei denen das Publikum nach und nach mehr mitging, kleinere Improvisationseinschübe, bei denen der gute Ben -sogar teilweise am Bass- sein musikalisches Können etwas deutlicher als sonst durchblitzen ließ, sowie das erhoffte Einbinden des Publikums mit Gesangseinlagen (Army, Not the same), was, wie ich finde, richtig gut funktioniert und echt einen Heidenspass gemacht hat. Ben Folds, das Publikum auf seinem Flügel dirigierend: ein Hauch von Fischer Chöre! ;) So langsam neigte sich der Abend dann aber doch leider dem Ende entgegen und so gab es, im Rahmen der doch recht überschaubaren Zugabe, nur noch ein kleineres Wunschkonzert (Nach dem Motto: Wer am lautesten seinen Titel brüllt, hat gewonnen), bei dem aber nur das geniale Philosophy so wirklich herausragte.

Zum endgültigen Abschluss gab es dann noch einen kleineren Aufreger, als der gute Ben mit aller Wucht den Klavierschemel an den Flügel donnerte, wobei mir nicht wirklich die Gründe für die Aktion klar wurden und ich im ersten Moment, wahrscheinlich wie soviele, etwas erschrocken dreinblickte. Keine Ahnung, vielleicht wollte er die 70s neu aufleben lassen, vielleicht war es aber auch irgendeine Frustreaktion darüber, dass das Mikro auf dem Piano -es rutschte ab und an etwas runter-, sowie seine Fingernägel -wenigstens 3mal brachen sie und es musste zum Pflaster gegriffen werden-, nicht so recht wollten. Ansonsten war es, Schweiß, müde, schmerzende Füsse, Gedränge mit dem ein oder anderen Idioten, hin oder her, aber doch ein, absolut in angenehmer Erinnerung verbleibender, Abend dank einer, neben dem, wie immer genialen, Haupdarsteller, technisch sehr, sehr versierten, tollen Truppe, bei dem man sich lediglich etwas mehr ältere Stucke gewünscht hätte!




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